Ich habe meinen Schreibtisch möglichst nah an das Wohnzimmerfenster geschoben, sitze an meinem Laptop und schaue zwischendurch auf die menschenleere Karli. Gegenüber sehe ich eine Frau kochen, während im Fenster direkt daneben jemand auf und ab springt, Schläge antäuscht und zurückschnellt – die Welt scheint Kopf zu stehen und ich bin Zeugin.
In ihrem Stück „Der Gott des Gemetzels“, am Schauspiel Leipzig zu sehen in einer Inszenierung von Enrico Lübbe, beschreibt Yasmina Reza einen „zivilisatorischen Ausnahmefall“, „so sensationell komisch und genau beobachtet“, wie selten jemand zuvor. Uns geht es ähnlich wie ihren Figuren; Ehepaar Houillé und Reille – so unterschiedlich und doch so gleich. Eine Konstellation die wohl nie aus natürlichen Gründen zusammengefunden hätte, wäre da nicht der Konflikt ihrer Söhne. Und so sehr sie auch immer und immer wieder versuchen der Auseinandersetzung zu entgehen und die Wohnung zu verlassen – irgendein Bann scheint sie im Kammerspiel zu halten und sie können nicht anders, als sich dem anderen Ehepaar, ihrem Partner und vor allem sich selbst zu stellen. Und so beginnen sie sich zu hassen, zu lieben und sich kennenzulernen; von all ihren Seiten.
Was macht der momentane Zustand mit dir? Welche Seiten kommen zum Vorschein?
Zeig uns, wovor du dich in deiner Wohnung plötzlich nicht mehr drücken kannst.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Kreative Rückmeldungen, die auf dem Blog veröffentlicht werden dürfen, gern bis einschließlich Montag, 30.03., an: fsj_tp@schauspiel-leipzig.de und ansonsten teilt gern fleißig unter #theatralesWohnzimmer … Wir freuen uns drauf!
Und du bist natürlich nicht allein; auch uns geht es so. Während ich (Rosa) versuche auf meinen Körper zu hören und Sport mit meinem neuen Putzfimmel kombiniere, fühlt sich Johannes erschlagen von der Last seines Kleiderschranks und dem Nicht-Wissen was und warum überhaupt noch anziehen...
Tausendmal schon ausprobiert
nie hats wirklich funktioniert
Klar sie sagen es sei `ne Sucht
Und trotzdem bin ich dann verdutzt.
Ich ein Raucher? So ein Quatsch
Ich rauche doch nur mal aus Hast,
so zwischendurch, so nebenbei
das zählt doch nicht gleich… oder doch?
Die Zeit hier drin die ist nicht leicht,
ich merke schnell was mir dann reicht.
Der Staub der fliegt nicht länger rum,
legt sich hin und bildet stumm
Film für Film
bald kennt man alles
nimmt das Buch zur Hand im Fall des Falles
Pasta schmeckt schon lang nicht mehr,
langsam muss was neues her.
Ich bemerke was mir fehlt,
frische Luft, Begegnung, Wärme
Abendduft, ein Kuss, die Ferne.
Die Decke droht auf mich zu fallen,
kann mich in Routine krallen.
Mache Sport und trinke Tee,
arbeite, bin wach bis spät.
Lese, lausche, leide manchmal – aber das nicht mehr als sonst.
Menschen sind wir einfach weiter,
nur die Welt, die bleibt kurz steh`n.
- Rosa Preiß -
Ein Ausflug in die vier Wände von Rosa Preiß.
Rosa Preiß macht diese Spielzeit ihr FSJ-Kultur und schreibt davon auf diesem Blog. Die ursprüngliche Berlinerin hat gern den Überblick und ist somit die Tabellen- und Listenbeauftragte der Theaterpädagogik. In ihrer Freizeit lässt sie gern die Beine baumeln oder steht an der eckigen, familiären Crêpesplatte.