· 

„So lang ich lebe, lebt Gerechtigkeit.“

Der Abend war ein effektvolles Gewitter aus Licht, Tanz, zeitaktuellen inneren Monologen und antiken Sprechchören. Dazwischen stand ein vereinzeltes Ich auf der Suche nach Halt und Orientierung in der Welt.

 

Die Fallstricke der modernen Kultur fielen immer wieder auf die jugendlichen Figuren in diesem Stück ein und ein bisweilen bedrohlich wirkender griechischer Chor aus der Antike nahm sie von „der anderen Seite“ in die Mangel. Gegenwart und Vergangenheit wurden so einander gegenübergestellt und die Frage aufgeworfen, was diese miteinander noch zu tun haben. „Weil einer satt ist, müssen alle hungern. Weil einer lebt, muss alles in den Staub“ kam es ihnen aus Sophokles’ Antigone entgegen. Die Anklage verhallte im Dunkel des Bühnenraums. Doch sie wurde gleich darauf mit einem gewaltsamen Einschnitt von dem Zucken und Flirren des Lichtapparats der nächsten Tanzszene abgelöst. So ging es in einem wechselseitigen Spiel von einem Umbruch zum nächsten durch die gesamte Partie dieses Stücks. Eine Szene stach aus diesem Fabelspiel zwischen Antike und Moderne besonders heraus. Der Bühnenraum war von warmem wie von einem weit entfernten Zwergstern zustoßenden Sonnenlicht ausgeleuchtet, zwei der insgesamt dreizehn jungen Darsteller/-innen saßen am vorderen Bühnenrand und schauten mit offenen Mienen ins Publikum. Sie fragten nach den großen Themen im Leben. Die, die zum ersten Mal als Jugendlicher aufkommen. Die aber das ganze Leben lang Bedeutung behalten. Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Und was hat es mit der Gerechtigkeit auf sich? Fragen, die das Stück indes nicht abschließend zu beantworten versuchte. Der Vorhang fiel mit einem letzten zuckenden Lichtgewitter, die Körper der Jugendlichen bewegten sich beinahe mechatronisch zu den Klängen der Techno-Musik und dann war nur noch tosender Beifall!

 

Im Herausgehen sagte einer der Zuschauer, wie applaudierend mit den Worten: „Klare Kante, ganz klare Kante.“ Und ich kann ihm nur beipflichten und anfügen: eine kürzere -und gleichzeitig passendere Kritik kann man über dieses Stück nicht abgeben.


Tom ist erst spät auf den Geschmack von Theater und darstellendem Spiel gekommen. Jetzt versucht er so viele Vorstellungen wie möglich in kürzester Zeit anzuschauen, um für die verlorene Zeit aufzukommen.