Beschreibe mir drei Arten von Regen. Da gibt es den leichten Sommerregen, der sich angenehm auf der Haut anfühlt und bei dem ich einfach nur tanzen möchte. Und natürlich gibt es den kaltnassen, ungemütlichen Schneeregen im Winter und schließlich den nie endenden, grausamen Regen der Sintflut.
Da sind sie nun, mitten im unaufhaltsamen Regen und müssen sehen, wie sie zurechtkommen. „Jetzt stehts mir bis hier“, frei nach der Parabel „Die Sintflut“ von Günter Kunert, beschreibt Konflikte, Ängste, und Hoffnungen einer bunt gemischten Gruppe von Menschen, welche das gleiche Schicksal teilen. Und die Lust am Tanzen.
Schauplatz ist die oberste Etage eines Hochhauses. Hier soll die Katastrophe gemeinsam überstanden werden. Sichtbar sind allerdings nur blau geflieste Kuben in unterschiedlichen Formationen mit einer Leiter aus Metall. Sehr passend fügt sich die schlichte Schwimmbadästhetik mit der auftretenden Gemeinschaft in weißen, übergroßen Stepp-Regenjacken, orangenen Strümpfen und Schwimmflügeln zu einer beinahe surrealistischen Atmosphäre zusammen.
Wie gehen wir mit der nahenden Katastrophe um? Was bedeutet uns etwas? Sind es die spirituellen oder materiellen Dinge? Spielerisch werden Fragen des Lebens, der Vergangenheit und Zukunft in der Gemeinschaft verhandelt; ob beim Flaschendrehen, Geschichtenerzählen oder beim Gespräch mit dem Nachbarn. Während einige voller Vorfreude die nächste Wasserparty in der Kita vorbereiten, spricht dieser nämlich mit bedrückter Miene von Pumpen und Notstromaggregaten.
Bei einer personifizierten Wettervorhersage, die ihre Berichte von Regenkatastrophen aus unterschiedlichsten Ländern mit Bewegungen untermalt, wobei nicht ganz deutlich ist, ob es sich um Tai-Chi handelt, oder sie gerade ihren Namen tanzt, müssen alle lachen. Doch nicht alles amüsiert. Vorgetragene Gedichte und poetische Sequenzen stimmen schwermütig – dazu flackend-abstrakte Videoprojektionen, als blicke man aus den Tiefen eines Schwimmbeckens zur bewegten Oberfläche. Wer ist eigentlich an alldem schuld?
Mit naiv-performativem Humor und melancholisch-sinnenden Momenten hat der Theaterclub ü31 den richtigen Ton für dieses hochaktuelle Thema gefunden. Überintellektualisiertes Konzepttheater wäre hier fehl am Platz. Denn dieses einfache und natürliche Erzählen trifft das Problem der Klimakatastrophe ganz besonders. Sie spielen zwar mal holprig und etwas unsicher, aber dafür ehrlich. Es macht Spaß, der altersgemischten Gruppe zuzusehen, da sich ihre Spielfreude überträgt.
Marie kann sich nach Theaterbesuchen ein ironisch-kritisches Kommentar nie verkneifen. Humor und Fantasie retten ihr das Leben.