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Mein Praktikum in der Theaterpädagogik

Am 10. Februar begann ich mein Praktikum in der Theaterpädagogik des Schauspiel Leipzig unter der Leitung von Amelie und Rosa, die dort als Theaterpädagoginnen arbeiten. In der Abteilung arbeiten außerdem Leonore und Pauline, die im Rahmen ihres Bundesfreiwilligendienstes die Theaterpädagogik eine Spielzeit lang unterstützen.  
Das Schauspiel Leipzig befindet sich in der Bosestraße, gegenüber der Hochschule für Musik und Theater Leipzig (HMT), an der ich Dramaturgie studiere. Was folgt, sind die Highlights der Aktivitäten, die ich in der Theaterpädagogik erlebt habe.

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In dem dreitägigen Workshop, der für Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren unter dem Titel „Erzähl doch mal! - Märchen in Bewegung“ stattfand und von Leonore und Pauline geleitet wurde, erlebte ich eine einzigartige Erfahrung.
Am ersten Tag lernten sich die Kinder kennen und starteten mit ersten theaterpädagogischen Übungen.
 Es war für mich faszinierend zu beobachten, wie die Kinder durch Gruppenspiele eine Verbindung zur Theaterwelt herstellten – mit dem Thema Märchen als Ausgangspunkt.
Jeder Tag begann damit, dass jedes Kind sich eine Dix-It“-Karte auswählte, die die eigene Stimmung gerade am besten ausdrückte. Diese kurze Erzählung war ein wunderbarer Einstieg, denn die Kinder mussten nicht direkt über ihre Gefühle sprechen, und gleichzeitig hatte das Ganze einen spielerischen Charakter.

Mit denselben Karten entwickelte sich eine fortlaufende Geschichte: Jedes Kind fügte eine eigene Aussage hinzu, sodass eine kreative und hörenswerte Erzählung entstand. Am Ende fasste eines der Kinder die gesamte Geschichte auswendig zusammen. Es faszinierte mich, wie schnell die Kinder sich alles merken konnten – während ich mich nicht einmal mehr an meinen eigenen Satz erinnern konnte! )Nach Persisch und Englisch ist Deutsch die dritte Sprache, die ich lerne!) Manchmal kam es vor, dass ein Kind ein Lieblingsspiel vorschlagen wollte, das dann gemeinsam in der Gruppe gespielt wurde. Diese Vorschläge wurden der Reihe nach berücksichtigt. Die Momente, in denen jedes Kind für kurze Zeit die Rolle des/der Gruppenleiter/-in übernahm und die Regeln seines Spiels erklärte, waren für mich besonders spannend zu beobachten. Der Wechsel der Rollen und die Freiheit, die jedem Kind dabei gegeben wurde, waren bemerkenswert.

 

Während dieser drei Tage wurden speziell gestaltete Spiele eingesetzt, um den Kindern nicht nur eine angenehme Atmosphäre zu bieten, sondern sie auch nach und nach mit Märchen vertraut zu machen.

Jedes Kind wählte sich eine eigene Märchenfigur und entwickelte seine Geschichte Schritt für Schritt weiter. Sie überlegten wo die Figur lebt, was sie gern isst, wovor sie Angst hat und mit wem sie befreundet ist. In Zeichenphasen entwickelten sie das Äußere ihrer Märchenfigur und schlüpften schließlich in ihre Rolle. Am Ende präsentierten sie ihre Märchenfigur in einer kurzen Aufführung vor einer kleinen Gruppe aus Familienmitgliedern und anderen Teilnehmenden des Workshops. 

„Die Spielfreudigen“ (Seniorinnenspielclub)

Während meines Praktikums habe ich vier Mal an den Proben des Seniorinnenspielclubs „Die Spielfreudigen“ teilgenommen, was ich als eine meiner wertvollsten Erfahrungen betrachte.
Ich habe in diesen Proben 15 Seniorinnen zugeschaut, von denen jede die Rolle eines Gemüses oder Obstes in einer Aufführung spielen wird. Der Text ‚,Mit Essen spielt man nicht“ für die Aufführung wird gemeinsam unter der Leitung von Amelie und Pauline geschrieben. Ich habe ihre Proben miterlebt, die mit der Aufwärmung der Stimme und des Körpers begannen, dann zum Singen von Liedern führten und später mit der Arbeit an den Szenen fortgesetzt wurden.

Unter der Anleitung von Amelie und Pauline begannen die Seniorinnen, sich durch improvisierte Szenen künstlerisch auszudrücken. Während der vier Probensitzungen konzentrierte sich die Gruppe insbesondere auf die Ausarbeitung von Konfliktsituationen zwischen den verschiedenen Rollenfiguren, sodass ein szenisches Streitgespräch entstand. Außerdem entwickelten sie den szenischen Einstieg in die Aufführung.

In diesen Proben habe ich gelernt, wie man aus „einfachen“ Alltagsmomenten eine Bühnenszene erschaffen kann.

Der letzte Probentag für mich war auch der 92. Geburtstag von Eva. Sie ist das älteste Mitglied der Spielfreudigen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Praktikum für mich eine Gelegenheit war, das Theaterleben zu erleben und in seiner Atmosphäre zu atmen. Das Arbeitsfeld, welches ich hier begleiten durfte, steht in einer tiefen Verbindung mit Kindern, Jugendlichen und Seniorinnen.

Ich bin gespannt auf die kommenden Aufführungen im April und Mai, an deren Proben ich im Rahmen dieses Praktikums mehrfach teilnehmen durfte. Ich bin neugierig zu sehen, wie das Endergebnis aussehen wird.

Wenn ich auf die wichtigste Erkenntnis aus diesem Praktikum zurückblicke, dann ist es die Frage der Kommunikation. Wie entwickelt sich eine künstlerische Aktivität durch die Zusammenarbeit in und mit einer Gruppe?

Da ich persönlich immer ein Faible für Einzelprojekte hatte – etwa das Ein-Personen-Dokumentarfilmen – war es für mich eine neue Erfahrung, zu sehen, wie innerhalb einer Gruppe vor, während und nach den Proben kommuniziert wird und wie verschiedene Meinungen in den kreativen Prozess einfließen. Das Zuhören und Verstehen der Anderen.

Mir ist bewusst, dass ohne Kommunikation die Existenz im künstlerischen Raum nahezu unmöglich ist, und genau diese Erfahrung war für mich in diesem Praktikum von großer Bedeutung.

 

Vielen Dank an das großartige Team der Theaterpädagogik für diese Erfahrung!